Vorstandswechsel bei der OEKOGENO: Klaus Nerz im Interview

Mai 3, 2024

Zum Jahreswechsel löste András Kaiser Rainer Schüle als Vorstand der OEKOGENO ab. Wie seit Längerem geplant, hat zum 1. Mai 2024 auch Joachim Bettinger seine Verantwortung als Vorstand an seinen jüngeren Kollegen Klaus Nerz abgegeben. Was Klaus Nerz zum Wechsel innerhalb der Nachhaltigkeitsbranche bewegte und welche Erfahrungen und Erkenntnisse er bei der OEKOGENO einbringen möchte, erfahren Sie im Interview.

Klaus, wann bist du zum ersten Mal auf die OEKOGENO gestoßen?

Das war 2016 über Rainer Schüle. Er war damals Geschäftsführer bei der Energieagentur Freiburg und ist zur OEKOGENO als Vorstand gewechselt.

Wie hast du die OEKOGENO von außen wahrgenommen?

Als Genossenschaft, welche im erneuerbaren Energiebereich tätig ist und sich mit gemeinschaftlichen Wohnungsbau beschäftigt. Damals, 2016, noch als kleines engagiertes Team im Büro in der Freiburger Herrenstraße.

Die ersten beruflichen Berührungspunkte gab es durch Dienstleistungen meiner bisherigen beruflichen Aufgaben für OEKOGENO. Denn für die Wohnprojekte in Nürtingen, Waldshut-Tiengen und Ehrenkirchen wurde die Versorgung mit Wärme, Mieterstrom mit Photovoltaik (PV) oder Blockheizkraftwerk (BHKW) und E-Car-Sharing an Naturenergie vergeben.

Für Nürtingen hatten wir gemeinsam mit OEKOGENO den 1. Platz für nachhaltige Contracting-Lösungen in Baden-Württemberg gewonnen. Das Preisgeld haben wir der Wohngruppe für die Anschaffung von Tischen und Stühlen im Gemeinschaftsraum gespendet. Und bei der Übergabe habe ich einen Teil der Gemeinschaft kennengelernt, ich war tief beeindruckt.

Du hast es gerade erwähnt, du bist mit Nachhaltigkeits- und Energie-Themen sehr vertraut und hast zuvor bei Naturenergie gearbeitet.

Bei meinem letzten Unternehmen standen technische Lösungen für unsere Energiewende im Vordergrund. Schwerpunkte waren Nahwärmequartiere und weitere Systemlösungen für Wohnquartiere. Das System verbindet den Prosumer-Gedanken mit der Kopplung von Wärme, Strom und E-Mobilität. Ein Grundverständnis, welches mir sehr am Herzen liegt, ist, die Energie, welche wir brauchen, möglichst regenerativ vor Ort zu erzeugen und zu nutzen. Konkret: Strom mit PV und BHKW hocheffizient erzeugen, Abwärme vom BHKW und Umweltwärme mit Wärmepumpen nutzen. Dann mit dem Überschuss die eigenen Elektrofahrzeuge laden und den restlichen Überschuss im Quartier teilen.

Warum der Wechsel innerhalb der Nachhaltigkeitsbranche?

Es ist der sinnstiftende, soziale und gemeinwohlorientierte Ansatz, der mich besonders bewegt. Die soziale Vereinsamung nimmt bei Jung und Alt in unserer Gesellschaft weiter zu. Kommunikation findet immer mehr über digitale Medien statt, gleichzeitig nimmt die Bedeutung von Vereinen und Familien ab, wir werden immer älter. Gemeinschaftlich, generationenübergreifend, inkludiert und sozial ausgerichtet, das sind die Lösungsansätze der OEKOGENO und sie sind ein wichtiger Baustein für unsere Wohnprojekte, um dem Trend der Vereinsamung entgegenzuwirken. Mit dem gemeinwohlorientierten Ansatz verbunden ist auch die mögliche finanzielle Beteiligung an den nachhaltigen Projekten. Wirtschaftlich und sinnstiftend, ja, aber ohne Gewinnmaximierung!

Du bist seit Februar 2024 bei der OEKOGENO: Was war dein erster Eindruck und wie lief die Einarbeitung?

Ich habe ein hochmotiviertes Team mit unheimlich viel Erfahrung und viele spannende Projekte vorgefunden. Für mich gibt es immer noch viel zu lernen. Wichtig war und ist die gemeinsame Übergangszeit mit Joachim Bettinger, meinem Vorgänger, sein Wissen und seine Erfahrung sind fundierte Quellen für mich und András Kaiser.

Die OEKOGENO ist in den letzten Jahren stark gewachsen, das Team hat sich vergrößert, die Aufgaben und Projekte sind mehr geworden. Ich bin in die Arbeitsgruppe Strukturen und Prozesse mit eingestiegen. Die Anforderung innerhalb dieser Arbeitsgruppe zu definieren ist in dieser Phase wichtig und erforderlich und für mich bietet sich hier die Chance, mich in die Denkweise und Abläufe einzuarbeiten, diese kennenzulernen und gemeinsam zu gestalten.

Welche Ziele und Entwicklungsfelder möchtest du als erstes angehen?

András Kaiser und ich übernehmen die Aufgaben von zwei sehr erfahrenen und engagierten Vorständen, die insbesondere im Wohnbereich viel in den letzten Jahren initiiert haben. Das wichtigste Ziel ist jetzt einen geordneten Übergang hinzubekommen. Das bisher Erreichte zu verstehen und zu sichern und mit dem Team weiterzuentwickeln.

Die Entwicklungsfelder für den weiteren Ausbau liegen in den Strukturen und Prozessen, es wird wichtig sein, neue Mitarbeiter*innen in dieses Team miteinzubeziehen.

Darüber hinaus wurden die Projekte im Wohnungsbereich und bei den Erneuerbaren Energien immer größer, hier braucht es neue Strategien im Bereich unserer finanziellen Unterstützer*innen und Anleger*innen.

Gibt es Trends in den Aufgabenfeldern der OEKOGENO und wo liegen hier die Chancen?

Der genossenschaftliche Wohnungsbau war der Schwerpunkt der letzten Jahre. Mit Agri-PV Freiflächenanlagen ergeben sich neue Chancen in unseren Bereichen Erneuerbare Energien und Landwirtschaft. Hier möchten wir uns neben dem Wohnbereich stärker engagieren.

Was macht die OEKOGENO für dich aus und was wünschst du dir für die Zukunft der OEKOGENO?

Wir Menschen stehen hier im Mittelpunkt, das spürst du im Team, in den Gesprächen mit den Mitglieder*innen und mit unseren Partner*innen.

Ich wünsche mir hier vor allem Stabilität durch zufriedene Mitarbeiter*innen und Mitglieder*innen. Gesundes und kontinuierliches Wachstum. Dann, dass unsere Marke bekannter wird, vielleicht sogar eine Vorbildfunktion für andere sein wird. Ich möchte, dass wir gemeinsam unsere Welt ein bisschen besser machen.

Was ist dir im Leben wichtig und wie verbringst du deine Freizeit?

So einiges. An erster Stelle stehen Familie, Gesundheit und Lebensfreude, das ist mein Fundament. Ein wertschätzender Umgang miteinander und mit unserer Umwelt, sich aufeinander verlassen zu können und offen und ehrlich zueinander zu sein.

Ich freue mich immer auf die Aktivitäten mit meiner Familie. Daneben gibt es an Haus und Garten immer etwas zu tun. Ich musiziere im Verein, bekleide ein Ehrenamt als Finanzvorstand im Sportverein. Im Winter findet ihr mich beim Schneesport und im Sommer am Meer.

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