Scheidender OEKOGENO-Vorstand Rainer Schüle im Interview

Dez 6, 2023

Zum Jahreswechsel scheidet Rainer Schüle aus dem Amt des Vorstands. Seit 2016 hatte der Physiker und Ingenieur zusammen mit Joachim Bettinger die Geschicke der OEKOGENO eG geleitet und dabei die Entwicklung der Genossenschaft begleitet. Zum 1. Januar 2024 übergibt Schüle an seinen Nachfolger András Kaiser.
Im Interview spricht er über seine Zeit bei der OEKOGENO, die größten Herausforderungen und seine Pläne für die Zukunft.

Rainer, du hast die Rolle als Vorstand der OEKOGENO nun acht Jahre lang ausgefüllt. Wie schwer fällt der Abschied?

Das ist gar nicht so leicht zu sagen. Im Laufe der Zeit bei der OEKOGENO habe ich viele nachhaltige Projekte begleitet und dabei viele Menschen kennengelernt. Gerade bei den Wohnprojekten geht man dabei natürlich Beziehungen mit den Menschen ein, für die und mit denen man solche Projekte entwickelt. Wenn diese Leute mir jetzt zurückmelden, wie schade sie es finden, dass es jetzt nach der ganzen Aufregung mit Bau, Bezug und erstem Einpendeln zum Abschied kommt, jetzt wo man endlich in ruhiges Fahrwasser kommt – das tut mir schon leid. Aber diese Beziehungen können ja auch auf einer anderen Ebene fortgeführt werden.
(lacht) Auf der anderen Seite muss ich aber auch ganz ehrlich sagen: Der Job ist kräftezehrend und ich bin froh, die Verantwortung nun abgeben zu können. Mit András Kaiser haben wir einen Nachfolger gefunden, der mit neuem Schwung, viel Elan und neuen Ideen die Geschicke der OEKOGENO sicher gut weiterführen wird.

Was waren die größten Herausforderungen während deiner Zeit als Vorstand?

Eine in Genossenschaft immer aktuelle Herausforderung ist das Thema der Geldbeschaffung bzw. die Finanzierung der Projekte und die Einhaltung der Wirtschaftlichkeit. Das gilt besonders für die OEKOGENO, die in den vergangenen Jahren im Projektgeschäft ziemlich gewachsen ist. Durch die Genossenschaftsanteile unserer Mitglieder ist zwar Eigenkapital fest vorhanden, aber diese Grundeinlagen reichen nicht aus, um größere Projekte zu finanzieren. Deswegen ist es sehr wichtig, dass sie sich zusätzlich finanziell engagieren können und auch Banken und Stiftungen.

Unsere Mitglieder zu motivieren, zum ersten Mal oder auch später wieder Geld für einzelne Projekte zur Verfügung zu stellen, um diese Projekte damit auch zu realisieren – das ist die Leistung der Genossenschaft. Das bedeutet aber auch, dass wir als OEKOGENO Projekte entwickeln, die unsere Mitglieder gut finden und die wir dementsprechend gut erklären können.

Hast du ein persönliches OEKOGENO-Highlight?

(Lacht) Ganz viele. Besondere Highlights sind natürlich immer die Inbetriebnahmen von Wind- und Solarprojekten und bei Wohnprojekten die Einzugsfeste. Da feiert man mit den Menschen, für die man die ganze Arbeit gemacht hat. Und natürlich ist bei jedem Einzugsfest auch gute Stimmung. Das Tolle an meiner Arbeit für die OEKOGENO ist, dass wir die Projekte wirklich umsetzen und nicht nur darüber reden. Und nach dem Bau sind wir oft noch jahrelang für den Betrieb und die kaufmännische Betreuung zuständig, was der Nachhaltigkeit der Projekte und der OEKOGENO dient.

Wenn du die OEKOGENO, die du jetzt verlassen wirst, vergleichst mit der OEKOGENO, die ihr bei Amtsantritt vorgefunden habt: Wo gab es die stärksten Veränderungen?

Die größte Veränderung gab es bestimmt bei uns im Personalwesen: Wir sind inzwischen sehr viel mehr geworden, ein deutliches Mehr an Personen, aber auch viel diversifizierter in Sachen Know–How. Das Wissen, das notwendig ist, um Projekte wie unsere zu stemmen, ist notwendigerweise auf viele Köpfe verteilt. Diese Veränderung mitanzustoßen war aufregend und natürlich auch notwendig. Denn von wenigen Einzelpersonen zu verlangen, dass sie alles draufhaben, geht dann ab einer bestimmten Projektgröße oder -komplexität einfach nicht mehr. In der Hinsicht sind wir deutlich besser geworden und auf diese Entwicklung bin ich sehr stolz.

Was sind deine Pläne für die „Zeit danach“?

Ich möchte erst einmal den Rücken frei haben – und mir Zeit geben, um zu überlegen, in welcher Form ich mich künftig engagieren werde. Ideen dazu gibt es viele, aber konkrete Pläne habe ich noch nicht gemacht. Natürlich bin ich auch in einem Alter, in dem man irgendwann aus der Erwerbstätigkeit aussteigen sollte, um sich seine aufgesparten Wünsche noch erfüllen zu können.

Außerdem: Wenn ich auf meine familiäre Situation schaue – ich werde zum dritten Mal Großvater – gibt es da genug Potenzial auch jenseits eines Erwerbsjobs.

Rainer, dein Fazit?

Ich habe sehr viel Erfüllung im Job gefunden, weil ich mich hier wirklich ausleben konnte, sowohl zeitlich als auch inhaltlich. Und das Vertrauen, das die Mitglieder, also die 16.000 Menschen in der Genossenschaft, in unsere Geschäftsstelle gesetzt haben, das hat mich immer motiviert. Jetzt gebe ich aber gerne ab an die nächste Generation.

 

Die offizielle Pressemitteilung zum Vorstandswechsel finden Sie hier.