„Genossenschaftliches Wohnen beginnt im Gespräch“

Juli 31, 2025

Sophia Fahlbusch über die Reservierungsgespräche für genossenschaftliches Wohnen

Wenn Menschen sich für eine Wohnung in einem OEKOGENO-Projekt interessieren, erwartet sie kein klassisches Auswahlverfahren. Die Reservierungsgespräche sind vielmehr ein persönlicher Austausch auf Augenhöhe – offen, zugewandt und getragen vom Wunsch, herauszufinden, ob die Vorstellungen vom Wohnen in der Genossenschaft zusammenpassen. Dieses gegenseitige Kennenlernen ist, gemeinsam mit architektonischen und planerischen Voraussetzungen, der erste Schritt zu einer inklusiven, genossenschaftlich-solidarischen Gemeinschaft.

Wie genau die Reservierungsgepräche ablaufen, nach welchen „Kriterien“ entschieden wird und was die OEKOGENO unternimmt, um eine solidarische Wohn- und Lebensgenossenschaft ins Leben zu rufen, erzählt Sophia Fahlbusch aus dem Team Wohnen am Beispiel Kleineschholz im Interview.

Zur Person

Sophia Fahlbusch ist seit 2018 Teil des OEKOGENO-Teams. Die studierte Betriebswirtin bringt ihre Expertise und Begeisterung für gemeinschaftliches und genossenschaftliches Wohnen in die Projektentwicklung und den Kontakt mit Interessierten ein – mit Herz, Haltung und einem offenen Ohr für Menschen.

„Mich begeistert, wie aus Konzepten echte Gemeinschaft entsteht“

Sophia, was reizt dich persönlich an den Reservierungsgesprächen?
Die Gespräche machen mir großen Spaß – vor allem, weil die Menschen, die sich für unsere Projekte interessieren, fast immer eine spannende Geschichte mitbringen. Viele haben sehr persönliche Gründe, warum sie genossenschaftlich wohnen möchten. Mich begeistert, wie aus einer Idee – einem Konzept – durch diese Menschen echte Gemeinschaft entsteht. Es ist toll, das mitzuerleben.

Wie sieht deine Rolle im Vergabeprozess aus?
Ich bin vor allem dann eingebunden, wenn das Interesse besonders groß ist – wie bei Kleineschholz. Die Gespräche bereitet meine Kollegin Lea vor, sie ist erste Ansprechpartnerin und kennt alle zukünftigen Wohngenoss:innen und begleitet sie von der ersten Interessensbekundung bis ins Leben ins Projekt hinein. Für jedes Gespräch bekomme ich einen Gesprächsleitfaden und ein kleines Briefing: Wer kommt, welche Wohnung ist gewünscht, welche Fragen wurden im Vorfeld beantwortet. Das ist ein guter Einstieg und sorgt dafür, dass wir unsere Eindrücke später gut vergleichen können.

Unsere Reservierungsgespräche – so beginnt genossenschaftliches Wohnen

Wie läuft ein typisches Vergabegespräch ab?
Wir planen etwa eine Stunde ein – und nehmen uns bewusst Zeit. Es geht ja nicht nur darum, Fragen zu stellen, sondern auch um Unsicherheiten oder Bedenken. Die Gespräche finden in lockerer Atmosphäre statt, bei Tee oder Kaffee, manchmal schweift man auch ab. Ich finde das schön, weil dabei oft viel Persönliches zur Sprache kommt. Es ist definitiv mehr Austauschals Bewerbung – wir wollen gemeinsam herausfinden, ob es passt.

Was ist dir in diesen Gesprächen besonders wichtig?
Ein offener, geschützter Rahmen. Ich möchte, dass die Menschen sagen können, was sie wirklich zu uns bringt– und dass wir ein ehrliches Bild davon bekommen, wie ihre Erwartungen an das Wohnen in einem genossenschaftlichen, solidarischen und inklusiven Wohnprojekt aussehen. Und ich möchte natürlich, dass die Menschen alle Fragen stellen können und sich für diese große Entscheidung gut informiert fühlen. Meist spürt man recht schnell, ob es passt – auf beiden Seiten. Das Ziel ist, auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen. Und das gelingt meist sehr gut.

Gemeinschaft von Anfang mitdenken – so werden die Weichen für genossenschaftliches Wohnen gestellt

Welche Fragen stellt ihr den Interessierten – und worauf achtet ihr besonders?
Zentrale Fragen sind: Wie bist du auf uns aufmerksam geworden? Was bedeutet gemeinschaftliches Wohnen für dich? Wie stellst du dir das Leben in einem genossenschaftlich organisierten Wohnprojekt vor? Dabei merken wir schnell, ob jemand das Konzept verstanden hat – und ob auch die Motivation da ist, sich einzubringen. Wichtig ist zum Beispiel, dass klar ist: Das Projekt trägt sich selbst, die Gemeinschaft lebt schon vor Bezug vom Engagement der Bewohner:innen.

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, wer einzieht?
Es geht weniger um harte Kriterien als um ein stimmiges Gesamtbild. Wir fragen entlang unseres Gesprächsleitfadens verschiedene Aspekte ab: Verständnis für das genossenschaftliche Konzept, Interesse am solidarischen Miteinander, Lust auf gemeinschaftliches Leben – aber auch ökologisches Bewusstsein und Kooperationsbereitschaft. Natürlich schauen wir auch auf den Wohnungsmix: Alter, Lebensentwürfe, Bedarfe. Und wenn mehrere Menschen gleich gut passen, entscheiden wir per Los. Das ist für uns die fairste Lösung.

Wie sorgt ihr dafür, dass gemeinschaftliches Miteinander und Inklusion später auch wirklich gelebt werden können?
Zunächst einmal schaffen wir strukturelle Voraussetzungen: barrierefreie Wohnungen, ein eigener Inklusionsstandard, Begegnungsflächen, architektonische Elemente wie Laubengänge, die spontane Begegnungen fördern. Auch das Bewohner:innenmanagement und unser Inklusionsbeauftragter Simon begleiten den Prozess aktiv. Und wir starten früh mit gemeinschaftsbildenden Formaten wie Bewohner:innentreffen oder die Bildung von Arbeitsgruppen. Wichtig ist aber: Gemeinschaft ist kein Konzept, sondern ein Prozess – und lebt von den Menschen, die einziehen.

Interessiert an genossenschaftlichem Wohnen? Das rät Sophia potentiellen Wohngenoss:innen.

Und was möchtest du Menschen mit auf den Weg geben, die sich für eine Wohnung bei der OEKOGENO interessieren?
Interessierte laden wir herzlich zu einer Infoveranstaltung ein, live vor Ort oder online, ganz entspannt von zu Hause. Hier stellen wir unsere Wohnprojekte und das Konzept vom genossenschaftlichen Wohnen vor – und freuen uns im Anschluss über jede Anfrage und jedes Gespräch.

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