Seit April ist Leben in das OEKOGENO-WIR-Haus in der Maria-Salome-Buchmüller-Straße 5 in Freiburg eingekehrt. Die 19 Bewohner*innen sind nach gut anderthalbjähriger Bauzeit eingezogen. Das Besondere: Menschen mit und ohne Handicap leben unter einem Dach und unterstützen sich gegenseitig im Alltag.
„Wir haben effektiv gearbeitet“, so Rainer Schüle, Vorstand der OEKOGENO. „Trotz allgemein steigender Baukosten haben wir die finanziellen Vorgaben eingehalten und sind auch im Zeitplan geblieben.“ Das WIR-Haus ist das zweite Wohnprojekt der OEKOGENO, das fertiggestellt ist. Wie schon beim Vorgängerprojekt Vaubanaise wurde zur Umsetzung eine eigene Genossenschaft, die OEKOGENO Hausgenossenschaft eG (Haus eG), gegründet. „Unser Ziel ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern eine weitgehende Selbstverwaltung und Selbstorganisation zu ermöglichen“, so Rainer Schüle. „Es geht bei unseren Projekten nie um Gewinnmaximierung, sondern immer um Sinnmaximierung. Die Höhe der Mieten richtet sich ausschließlich nach den Kosten, die bei Planung und Umsetzung des Projekts entstehen.“
Die Gemeinschaft wächst bereits zusammen
Die OEKOGENO hat sich bei ihren Wohnprojekten das Ziel gesetzt, eine möglichst große Vielfalt bei den Bewohner*innen zu erreichen. Dies betrifft zum einen deren finanzielle Möglichkeiten. Die Hälfte der Wohnungen im WIR-Haus ist sozial gefördert. Der Begriff Vielfalt ist aber noch weiter gefasst. „Wir haben uns bewusst für ein Modell entschieden, das Menschen mit geistigem und körperlichen Handicap integriert“, so Gerd Irion, Aufsichtsrat der Haus eG und selbst Bewohner. „Wir möchten diesen Menschen ein selbstbestimmtes Leben und eine wirkliche Teilhabe an der Gemeinschaft ermöglichen.“ Im Erdgeschoss des WIR-Hauses leben vier Personen in einer Inklusions-Wohngemeinschaft, zwei weitere Bewohner*innen sind auf einen Rollstuhl angewiesen.
„In den ersten Wochen haben wir schon richtig gut zueinander gefunden“, so Gerd Irion. Nach dem Einzug hat z. B. der Aufzug nicht funktioniert und wir mussten mit einen Treppenlift für die Bewohner*innen mit Rollstuhl in den oberen Stockwerken improvisieren. Da standen dann Mitbewohner*innen parat, um zu helfen.“ Auch beim Einkaufen hilft man sich gegenseitig, wenn sonntags die Eier fehlen – die werden dann einfach mit Kirschen getauscht. Oder man schaut zusammen den Schwarzwald-Tatort. „Nächster Schritt ist jetzt die Einrichtung unseres Gemeinschaftsraums, dann können wir dort mit der gemeinsamen Nutzung so richtig loslegen“, freut sich Irion. Bereits jetzt treffen sich die Bewohner*innen ein Mal die Woche, um sich noch besser kennen zu lernen und Hausangelegenheiten zu besprechen. Gerade in der Anfangsphase sind diese Treffen wichtig und stellen die Weichen fürs das Zusammenleben.
Besonderes Energiekonzept
Auch unter ökologischen Gesichtspunkten erfüllt das WIR-Haus, das im KfW-Effizienzhausstandard 55 erbaut wurde, besondere Anforderungen. Auf dem Dach befindet sich eine 10 kW-Peak-Solaranlage, deren erzeugter Strom direkt im Haus als sogenannter Mieterstrom verbraucht wird. Stromlieferantin ist die Genossenschaft selbst. Überschüsse werden ins Netz gespeist, reicht die Erzeugung nicht aus, wird aus dem Netz Strom hinzugekauft. Die Wärmeversorgung ist CO2-neutral, das gesamte Stadtquartier bezieht die Wärme für Heizung und warmes Wasser aus Solarthermie-Kollektoren auf den Dächern und nutzt im Winter zusätzlich Wärme aus dem Fernwärmenetz.