Gemeinschaftliches Wohnen – warum weckt diese Idee mein Interesse? Falls es mein Wunsch ist, etwas an meiner Wohn- und Lebenssituation zu verändern, so geht es um Entscheidungen, die ein künftiges Leben und das Lebensgefühl beeinflussen werden. Deshalb ist es wichtig, innezuhalten undzu überlegen, was man wirklich will, was man nicht will, wozu man fähig ist, was man eventuell bereit ist aufzugeben, was die Zufriedenheit und die Sicherheit fördert… und vieles mehr. Passt die besondere Wohnform, das gemeinschaftliche Wohnen, zu den eigenen Vorstellungen?
Manchmal ist es hilfreich, präzise Fragen gestellt zu bekommen. Es hilft auch, Antworten für sich schriftlich zu fixieren, weil im Niederschreiben manches klarer wird – auch wenn es niemand zu lesen bekommen wird. Diese Überlegungen sind außerdem sinnvoll, um sich über Absichten und Ziele im Gespräch austauschen zu können und um sich und andere besser kennen zu lernen. Der folgende Fragebogen ist nicht dafür gedacht, Punkt für Punkt in einer Gruppe diskutiert zu werden. Eher soll er als Anregung zum Nachdenken dienen und bei Gelegenheit kann man von Zeit zu Zeit einzelne Aspekte in der Gruppe zur Diskussion stellen.
Fragen zur eigenen Wohn- und Lebenssituation
1. Bin ich mit meiner augenblicklichen Wohnform und Wohnsituation zufrieden? Warum? Liegen die Gründe mehr in mir selbst, den äußeren Bedingungen, den Kontakten mitanderen Menschen?
2. Bin ich mit meiner Lebensform und Lebenssituation zufrieden? (allein, in Partnerschaft etc.) Warum? Möchte ich „um“steigen, ein anderes (Zusammen-)Leben probieren, eine neue Lebensphase beginnen?
3. Wen und was würde ich bei einer Veränderung aufgeben? Was könnte ich gewinnen? Menschen, die mir nahe stehen, Freunde, Bekanntenkreis, vertraute Umgebung, ein Stück Heimat, Eigentum … Vielleicht müsste ich meinen Haushalt verkleinern, mich von manchem trennen.
4. Was erwarte ich mir von einer Veränderung? Was bringt sie mir? Will ich wirklich mehr Nähe, Gemeinschaft, Verbindlichkeit (neben meiner Individualität, meiner Persönlichkeit und meinem Privatleben)?
5. Habe ich in meinem Leben Gemeinschaftserfahrungen? Überwiegen die positiven oder die negativen Erfahrungen und Erinnerungen?
6. Halte ich mich für gemeinschaftsfähig? Welche Eigenschaften/Fähigkeiten sind dafür wichtig?
7. Wie sehe ich mich selber mit meinen Eigenschaften, Fähigkeiten, Kräften und Schwächen? Was kann ich – was kann ich nicht? Was will ich – was ist mir zuwider? Was ist mir wichtig, ja unverzichtbar?
8. Wie gehe ich mit persönlichen Problemen um? Ziehe ich mich zurück? Suche ich Rat und Hilfe bei anderen? Fällt es mir schwer Rat und Hilfe anzunehmen? Bin ich gern bereit anderen helfend beizustehen?
9. In manchen Phasen sind externe Berater/innen für ein Projekt sinnvoll (Finanzierung, Rechtsform, Gemeinschaftsbildung, Konfliktbearbeitung). Bin ich bereit, solche Beratung anzunehmen?
Fragen zum künftigen Wohnprojekt
10. Welche Vorstellungen habe ich bereits hinsichtlich eines Wohnprojekts? Größe der Gemeinschaft, Lage in der Stadt oder im Grünen, generationenübergreifend oder nicht, welche Rechtsform und wie viel Zeit für die Planung will ich mir nehmen?
11. Gelegentliche oder regelmäßige Gemeinschaftstreffs (z.B. Geselligkeit beim Grillen, bei einem Gläschen Wein, Geburtstag, Weihnachts- und Osterfeier, Meditieren, Leseabend, Hausmusik, Hauskino, Wandern etc.) – an welchen würde ich mich gern beteiligen – an welchen nicht?
12. Welche Aufgaben in der Gemeinschaft könnte und will ich gern übernehmen? Inwieweit kann und möchte ich auch Verantwortung übernehmen? Was liegt mir? Was kann und will ich einbringen? Was ist ausgeschlossen?
13. Halte ich mich in organisatorischen Fragen / Haushaltsdingen / im Handwerklichen für kompetent? Liegen mir mehr praktische, theoretischen, intellektuelle, musische … Dinge?
14. Wie verbringe ich meine Freizeit? Welche Interessen habe ich? In welche Richtung möchte ich mich künftig mehr entwickeln?
15. Wie stelle ich mir es vor, wenn ich alt, krank, hilfsbedürftig, vielleicht sogar ständig pflegebedürftig werden sollte? Was erwarte ich von der Gemeinschaft? Patientenverfügung? Testament? Betreuungsverfügung? Lasse ich diese Themen auf mich zukommen und löse die Probleme dann oder will ich Vorsorge treffen?
16. Wie genaue Vorstellungen habe ich zum benötigten individuellen Wohnraum? Größe, Lage, Geschoss, Ausstattung, Wärme- und Schalldämmung, eigenes Bad… Bin ich bereit, Zugeständnisse zu machen? Welche Gemeinschaftsräume sind mir wichtig… für welche Aktivitäten und mit welchen Flächengrößen?
17. Sind gelegentliche oder regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten von mir gewünscht? Würde ich mich bei der Zubereitung beteiligen wollen? Habe ich spezielle Ernährungs-Vorlieben?
18. Wie will ich meine Mobilität organisieren? Benötige ich ein eigenes Auto? Was halte ich von gemeinsamer Nutzung von Autos (Car-Sharing) oder dem Teilen von Elektro-Fahrrädern (z.B. Pedelecs), von Fahrgemeinschaften oder Fahrdiensten?
19. Wie stehe ich zum Teilen von Räumen (z.B. Küche, Gästezimmer, Waschküche, Werkstatt) oder Gebrauchsgegenständen (z.B. Waschmaschine, Zeitungsabo, Werkzeug)?
20. Welche Warm-Miete kann ich mir heute oderkünftig leisten? Habe ich Ersparnisse, die ich zu Beginn als Baukostenzuschuss einbringen möchte, so dass damit der monatliche Mietzins etwas reduziert werden kann? Sollte ich mich erkundigen, ob ich vielleicht Anspruch auf eine geförderte Wohnung hätte?
Gern entwickeln wir diese Frageliste weiter. Anmerkungen bitte mailen an das Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V.:
info@gemeinschaftliches-wohnen.de
(Quelle: Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V.)