Ende Februar hat der Gundelfinger Gemeinderat entschieden, das dort ausgeschriebene Mehrgenerationen-Wohnprojekt an den Bauverein Breisgau zu vergeben und nicht wie vom Auswahlgremium vorgeschlagen an die OEKOGENO eG. Der Vorstand der OEKOGENO bedauert die Entscheidung, freut sich aber über die positiven Auswirkungen des Ausschreibungsverfahrens.
„Wir hätten uns natürlich einen anderen Ausgang gewünscht“, so Joachim Bettinger, Vorstand der OEKOGENO eG. „Das muss aber nicht bedeuten, dass wir Gundelfingen jetzt ganz den Rücken kehren. Dafür gab es aus unserer Sicht zu viel Zuspruch direkt nach der Bürgerinfo. Wir haben viele konkrete Anfragen erhalten, wie man bei uns mitmachen kann und was man tun muss, um in unserem Projekt zu wohnen. Das Interesse an unserem außergewöhnlichen Konzept ist auch in Gundelfingen sehr groß.“
Die OEKOGENO möchte bundesweit Leuchtturmprojekte im Bereich inklusives Mehrgenerationen-Wohnen schaffen. Die Standorte werden sorgfältig ausgesucht, vor Ort muss immer auch die Unterstützung der Gremien und der Politik vorhanden sein, um die Modellprojekte umzusetzen und genügend Nachahmer in der jeweiligen Region zu motivieren.
Dass man jetzt in Gundelfingen nicht zum Zuge gekommen sei, sei aber weiter nicht schlimm. „Die Anfragen anderer Kommunen werden dadurch ja nicht weniger“, so Bettinger. „Uns hat im Laufe des Auswahlprozesses ermutigt, dass der Mitbewerber Bauverein Breisgau sich stark bewegt und einige unserer Ideen übernommen hat – insbesondere durch ein geändertes Auswahlverfahren, mit dem Wohnungen so vergeben werden sollen, dass eine dauerhafte, lebendige Durchmischung gewährleistet ist. Es sollen, wenn wir das richtig verstanden haben, die am Besten geeignete Bewohner*innen zum Zug kommen und nicht mehr diejenigen, die auf der Warteliste ganz oben stehen.“ Daran könne man sehen, dass der Ansatz der OEKOGENO, Bewegung in den Markt zu bekommen und Strukturen aufzubrechen, aufgehe.
Rainer Schüle, ebenfalls Vorstand der OEKOGENO, bemängelt allerdings, dass es nicht gelungen sei, eine Entkopplung von Mietverhältnis und Pflegevertrag bei den Handicap-Wohngruppen zu erreichen. „Die kostenträgerbasierten Konzepte sind nicht das, was man sich unter Wahlfreiheit und Selbstbestimmtheit vorstellt. Unser Ansatz folgt konsequent dem Prinzip des Rechts auf Teilhabe. Wir möchten Menschen mit Handicap den Raum geben, ihr Leben weitestgehend selbst zu bestimmen.“